Dienstag, 22. Dezember 2009

Bilder der Abenteuer


typische, Weihnachtsfeier in Kolumbien


Protestmarsch


VAMOS VAMOS VAMOS MEDELLIIIIIIIIIIIIN!!

stille Nacht, heilige Nacht - NICHT!

Liebe in Handschuhe, Schal, Winterjacke und Wollsocken eingepackte Leser, ich sitze gerade in meiner Wohnung in Badeshorts und T-Shirt und nehme mir noch mal die Zeit euch von meinem heißen kolumbianischen Chaosleben zu erzählen.

Es war einmal…

…in einem weit entferntem Land, wo die Tage kurz und die Nächte lang waren. Dort lebte ein Volk das man nur unter dem Namen Paísa kannte. Ein seltsames Völkchen war das sowieso schon ziemlich verrückt und übermütig war, doch im letzten Monat des Jahres rasteten sie immer total aus. Eines Tages brach ein hübscher, mutiger, wackerer Prinz auf um das Land dieser feierwütigen Menschen zu erkunden und kennen zu lernen. Dies ist seine Geschichte:

Von seiner Heimat kannte der Prinz den Monat Dezember als eine beschauliche und ruhige Zeit, in der man sich mit der Familie traf und sich mit ein paar Glühwein das Gefühl in den fast erfrorenen Körper zurück holte. Doch was ihn auf seiner Reise im Dezember erwartete, war ganz anders als alles, was er bisher mit Weihnachten in Verbindung gebracht hatte: jeden Abend versammelten sich die Menschen in den Straßen um miteinander zu tanzen und zu trinken, die ganze Stadt erstrahlte wie von Zauberhand in einem beeindruckendem Lichtermeer und Nachts konnte der gute Prinz kaum seine Augen schließen, da Musik in den Straßen dröhnte, als ständen die Fanfahren des Königs vor seinem Fenster.

Die Familie, bei der der Unterschlupf und eine Bleibe gefunden hatte, war keine Ausnahme und sie feierte die Weihnachtszeit sehr gründlich. Sie hatte einen Flyer für die Weihnachtstage erstellt, worin stand an welchen Tagen und wo sich die Familie einfand. Die Familie traf sich fast jeden Abend und auch wenn der Prinz sich vorgenommen hatte das Feierverhalten dieser Menschen genau kennen zu lernen, war das einfach zu viel für ihn und er flüchtete oft abends aus dem Haus um etwas mit anderen Bewohnern dieser Gegend zu unternehmen…das endete zwar auch immer in einer Feier, aber wenigstens sah der Prinz dabei mal andere Menschen.

Das Red Juvenil, in dem der stattliche Prinz arbeite, veranstaltete in den letzten Tagen eine große Feier für eine schwer verletztes Mädchen vom Red (17 Jahre alt), die bei einem Verkehrsunfall ihr Bein verloren hat und immer noch im Krankenhaus liegt. Ein schreckliches Ereignis. Doch wie die Leute in diesem so anderem Lande mit diesem Schicksalsschlag umgingen beeindruckte den Prinzen schwer – sie feierten eine Party um von dem Erlös, Sofía finanziell in ihrer schweren Situation zu unterstützten. Es war ein rauschendes Fest auf dem getanzt, getrunken und viel gelacht wurde. Hier wurde kein Trübsal geblasen oder getrauert, sondern nach vorne gesehen und gehandelt – der Prinz wünschte sich, dass es in seiner Heimat auch so wäre!

Auch in diesem Lande gab es ein Sache, die die Menschen begeistert, die der mutige Prinz schon von seiner guten alten Heimat kannte: Fußball! In der Stadt gab es zwei große Vereine: „Medellin“ und „Nacional“. Der Prinz schlug sich tapfer auf die Seite von „Medellin“, allerdings auch nur, weil das die erste Mannschaft war, die er im Stadion gesehen hatte… naja nicht wirklich ein echt überzeugter Fan, aber der Prinz hatte keine Ahnung von den beiden Mannschaften und er suchte sich einfach eine aus. Und es war ein Glücksgriff sondergleichen, denn kaum eine Woche später stand „Medellin“ um Final des „Kolumbien-Pokals“. Der Prinz und seine Gefolge gingen also zum Stadion wo ein Meer von rot-gekleideten Fans auf sie wartete – nein, keine Fans vom Prinzen, sondern von „Medellin“. Es waren so viele, dass der Prinz, obwohl er so tapfer und beherzt war nicht in das Stadion kam und das Spiel wie ca.5000 andere, vor dem Stadion anschauen musste. Aber die Stimmung war mehr als berauschend, auch wenn viele Fans dermaßen übermotiviert waren, dass sie Silvesterknaller zündeten, die in der Heimat des Prinzen als terroristischer Anschlag durchgehen würden. Das Glück war dem Prinzen und den ca. 40.000 Fans hold und Medellin war nach einer sehr spannenden und guten Partie KOLUMBISCHER MEISTER. Was mit einem riesigen Feuerwerk und viel Party angemessen gefeiert wurde.

Auch wenn der Prinz sich in seiner neuen Heimat auf Zeit noch so wohl fühlte, ihm fehlte etwas. Er schreckte nachts oft weinend aus dem Schlafe auf, weil es etwas so stark vermisste…doch was war es?! Er vertraute sich einer Bewohnerin seiner alten Heimat an, die er hier getroffen hatte und sie ging mit ihm ins „Blue“. Dort gab es die ganze Nacht Elektro-Musik, Rock und Punk-Rock. Der Prinz und Joana tanzten die ganze Nacht und am nächsten Tag war das grinsen von dem hübschen Gesicht des Prinzen nicht mehr wegzuwischen – Mein Gott, hatte ihm das gefehlt. Es war eine Disko wie sein heimatliches B9, nur mit besserer Musik und ohne Pius-Opfer!!!

Ja, in diesem Land feierte der Prinz viel, doch es war nicht so, als würde er nicht arbeiten – ganz und gar nicht, auch wenn es weniger war als in den vorherigen ruhigeren Monaten. Zum einen war wieder eine große Versammlung in seiner Organisation, in der er 9h da saß und den Menschen in ihrer fremden Sprache zuhörte. Diese beherrschte er zwar eigentlich gut, doch nach 5 Stunden verließen den ansonsten immer so tapferen und aufgeweckten Helden die Kräfte und die Konzentration und in seinen Gedanken schweifte er in die Heimat und ins Blue…

Außerdem veranstaltete das Red einen großen Protestmarsch, der gegen die hohen Strompreise demonstrierte – denn im Dezember stellt die Stadt riesige Lichtspiele in der Stadt auf. Das sah wunderbar aus, dachte der Prinz, doch zugleich dachte er an die vielen Bewohner der Stadt, die einfach vom Stromnetz abgekapselt wurden, weil sie die hohen Strompreise nicht bezahlen konnte, und die diesen Strom, der die Straßen in allen möglichen Farben erleuchtete, zum überleben brauchen könnten.

Neben seiner normalen Arbeit, bei der er zum Beispiel den Ureinwohnern dieses Landes seine Sprache beibrachte, hatte er auch ein größeres Projekt für seine Heimat. Sein Königreich, auch die KjG-Aachen genannt, beauftragte ihn mit der heiklen Aufgabe ein kurzes Video über seine Zeit dort zu machen. Die Einwohner dort versicherten ihm professionelle Hilfe…doch vier Tage vor Abgabeschluss erfuhr der Prinz dann, dass er fast ganz auf sich alleine gestellt war. Also zog er mit einem mutigen Freund los und filmte einen ganzen Tag. Danach holte er alles an Ton raus, was sein 3Euro Head-Set hergab (was nicht viel war) und schnitte das Video in einer Nacht zusammen….da er Probleme mit seinem Programm hatte, durfte er das sogar zweimal machen. Trotz aller Hindernisse schaffte er der glorreiche Prinz doch noch das Video in seine Heimat zu schicken. Später stellte er es auch ins Internet um der ganzen Welt sein Werk zu zeigen (was bei der laienhafte Qualität des Videos vielleicht ein Fehler war ^^).

Wenn ihr euch das Video anschauen wollte, dann jetzte hier klicken, bitte.


Bald bricht der Prinz zu seiner nächsten Reise auf, nach Bolivien, wo er zuerst eine Tour mit Freunden machen und danach ein Seminar besuchen wird, bei dem viele tapfere Helden, die sich auch in eine neue Welt gewagt, haben von ihren Abenteuern berichten. Und wenn er nicht gestorben ist, erzählt er noch heute von seinen Taten, denn er ist zwar glorreich, hübsch, mutig, tapfer, muskulös, intelligent, witzig und hübsch (ach das hatte ich ja schon…) aber auch etwas eingebildet….gelegentlich.

Ende meiner Weihnachtsgeschichte

…ich hoffe mein Märchen hat euch gefallen. Es steckt sogar die ein oder andere Wahrheit darin ;-) Jetzt bleibt mir nur noch euch allen, euren Familien und Freunden eine frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen! Feiert schön, auch ohne mich =) und wenn ich am 05.08.2010 wiederkomme, holen wir alles nach, was ich verpasst habe – das wird ein Fest(e).

Ps: vergesst nicht, dass ihr euch bald bei der KjG-Aachen (für mehr Infos hier Klicken) bewerben müsst, wenn ihr auch so ein glorreicher Prinz oder Prinzessin sein wollt wie ich es bin! Glaubt mir, es lohnt sich!

FROHE WEIHNACHTEN UND EINEN GUTEN RUTSCH!

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Fotos Urlaub



Anna und Tama spielen mit dem Feuer!


Germany's next TopModel





Schlammcatchen mal anders....

Der Rest meines Novembers: SONNENBRANDIG

Hallihallo liebe Leute,

erst muss ich ein bisschen Werbung in eigener Sache machen: Im August heißt es für mich Adios Colombia und für einen glücklichen Freiwilligen heißt es: Hola Colombia und Red Juvenil.

Wenn du dieser glückliche Freiwillige sein willst, dann ist jetzt deine Chanche dich bei der KjG-Aachen zu bewerben. Glaube mir, dieses Jahr wird dein Leben verändern und bereichern! Also fass dir ein Herz und lös mich ab!

Bewerbe dich jetzt bei der KjG-Aachen

Es lohnt sich!


Hier der versprochene Nachtrag vom November:

Coveñas - Sandstrand, Meer, Schlamm und Feuerquallen:

Wie schon letztes mal angekündigt war ich mit ca 35 Leuten vom Red Juvenil für 4 Tage an der Küste von Kolumbien, um uns ein bisschen von unserer stressigen Arbeit zu erholen.

Und es war, wie die Leute vom Red sagen würden: „una chimba!“ was so viel heißt wie „HAMMER GEIL“! Ich hatte ehrlich gesagt so meine Zweifel, dass das wirklich ein entspannender Urlaub werden würde, da Ruhe und Entspannung eigentlich Fremdwörter im Red sind, wo immer Krawall und Remmi Demmi angesagt ist. Und die Busfahrt war auch dementsprechend: 10 Stunden Party im Bus bei ca. 500Grad, da die Klimaanlage kaputt war – aber was soll ich sagen, es war sehr lustig!


Als wir dann morgens um 7 Uhr ankamen rannten wir direkt vom Bus ins Meer um uns abzukühlen – HAHA Pustekuchen!! Das Wasser war dermaßen pisswarm, dass Abkühlung nicht drin war. Aber so konnte man problemlos 2Stunden sich im Wasser aufhalten, was bei der lieben Nordsee mit ihren gefühlten -5 Grad ehr schwer vorstellbar ist. Also plantschten und plantschten wir in dem kristallklaren und unglaublich sauberen Wasser herum, bis unser gesamter Körper verschrumpelt war. Mein Körper war nachdem jedoch nicht nur verschrumpelt, sondern hatte auch ein schön knalliges Rot angenommen – ach meine Haut ist schon ein Schatz….NICHT. Also bin ich danach nur noch mit T-Shirt und Kappe schwimmen gegangen – sah scheiße aus, aber ich steh nicht so auf Hautkrebs, deswegen habe ich das einfach mal in Kauf genommen.

Für manche endete der Wasserspaß jedoch abrupt, denn, dass das Wasser warm und super sauber war, gefiel anscheinend nicht nur uns, sondern auch ein paar Feuerquallen, die mit uns planschen wollten. Dem entsprechend hörte man ca zwei Mal in der Stunde einen Aufschrei. Wenn das passierte, schrien wir alle nur: „urinè se“ – was „bepinkel dich“ bedeutet, denn Urin lindert den Schmerz von einem Feuerquallen-Stich, wieso auch immer. Ich hatte allerdings Glück und ich musste mich nicht selbst bepinkeln – man muss ja nicht jede Erfahrung machen.


Die Temperarturen an der Küste sind unglaublich! Wenn man sich mittags in die Sonne stellt schmilzt man wie ein Schneemann, der mit einem Föhn knutscht. Und auch schon morgens um 08Uhr sind angenehme 30Grad – für vier Tage kein Problem, aber wenn ich mir vorstelle, ein soziales Jahr an der Küste zu machen, wird mir schwindelig und ich fange an zu schwitzen.

Am zweiten Tag, sind wir alle zusammen zu einem Schlamm-Vulkan gefahren. Das war so was wie ein Loch voller Matsch in dem man „schwimmen“ kann – quasi ein Paradies für Fleckenzwerge. Und anscheinend ist das gesund für die Haut, also habe ich mich nicht lange bitten lassen und bin da rein. Und es war eine sehr ungewöhnliche und äußerst spaßige Angelegenheit und auch wirklich entspannend, wenn man sich nicht bewegte, wenn man aber von A nach B wollte, kam man schon ganz schön ins Schwitzen, da es sehr anstrengend war in diesem Matsch zu schwimmen. Dort chillten wir ca. 2 Stunden, haben uns gegenseitig massiert und Bier getrunken (eine echt eigenartige Situation um Bier zu trinken, ich weiß! aber es hatte was :D).


An unserem dritten Tag, sind ein paar von uns nach Tolu um mit einem Boot verschiedene Inseln zu besuchen – wieso nur ein paar von uns und nicht alle? Dieser Trip kostete 30 000 Pesos ( ca. 10 Euro) und dass konnten sich viele nicht leisten. Das ist auch eine Sache, die hier oft sehr störend ist, ich möchte oft Dinge mit meinen Freunden hier machen, wie ins Kino gehen, oder auf Land fahren, aber es geht nicht weil ihnen das Geld fehlt.

Aber zurück zum Urlaub: also wir sind also mit dem Boot zu verschiedenen Inseln gefahren und haben sie uns angesehen. Es war eine wunderschöne und schnelle Bootstour bei der wir viele wunderschöne Inseln gesehen haben, wo eine Übernachtung bis zu 300 Euro kostet. Und interessanterweise, war neben dieser Bonzen-Insel direkt eine andere Insel, die quasi das Gegenteil wiederspiegelte. Es war die Insel mit der größten Population im Verhältnis zur Fläche. Auf engsten Raum leben dort über 1600 Menschen. Die Insel ist bis zum Rand voll mit ärmlichen Häusern, Platz für eine Kirche gibt es zum Beispiel nicht, auch das Stromnetzwerk ist seit 6 Monaten ohne Funktion und die Menschen leben ohne Strom, ca. 1Km Luftlinie entfernt von dem teuersten Hotel der Umgebung – das sind die zwei Gesichter Kolumbiens

An dem Tag haben wir auch geschnorchelt und uns die Korallenriffe angesehen – wunderschön!

Die Rückfahrt lief dann um einiges ruhiger ab als die Hinfahrt, denn alle waren ziemlich kaputt und erschöpft von diesen ereignisreichen Tagen am Meer und versuchten im Bus zu schlafen – was uns aber nicht vergönnt war! Ca. alle 10 Min ging nämlich Motor des Busses aus und wir mussten eine unfreiwillige Pause einlegen – das passierte genau 8 Mal. Herrlisch!!! aber naja, wir sind alle heil angekommen.


PARTY! PARTY! PARTY! : meine ersten Tage im Dezember:

Der Dezember hier ist etwas anders als in Deutschland, wo es romantische Weihnachtsmärkte gibt, ruhige Weihnachtsmusik durch die Straßen trällert und man zu Hause mit einem heißen Kakao vor dem erfrier-Tod rettet. Nein hier gibt keine Weihnachtsmärkte, Techno oder Salsa Musik, oder Silvesterknaller machen es fast unmöglich zu schlafen und man erfrischt sich mit Bier, denn der Dezember ist einer der heißeren Monate hier…und zwar nicht nur von der Temperatur her.

Der erste Dezember wird hier begrüß wie bei uns der erste Januar und um 12Uhr nachts ging ein Feuerwerk sondergleichen los. Ich wusste davon vorher nichts und wollte um 23Uhr ins Bett gehen, bis Sandra mir erklärt hat, dass die Nacht doch gerade erst angefangen hat…eine schöne Überraschung =)

Und seit diesem ersten Dezember war ich bisher jeden Abend raus und wenn ich mir meine Pläne für die nächsten Tage so ansehe, wird das nicht besser werden – der Dezember wird sehr anstrengend!!

Aber was genau passieren wird erfahrt ihr im nächsten Artikel Ende Dezember.

Also: FORTSETZTUNG FOLGT


Macht es gut und ich wünsche euch eine beschauliche und ruhige Vorweihnachtszeit….die werde ich sehr wahrscheinlich nicht haben…

Samstag, 21. November 2009

Bilder November


Menschenrechts-Wochenende


Party Party!!! Hey, das geht ab!


San Jironimo!

Mein November: sonnig

Buenas tardes liebe Leute!!

Schon wieder ist mehr Zeit seit meinem letzten Blogeintrag vergangen, als ich es eigentlich geplant hatte. Und schon wieder habe ich viel zu viel zu berichten – andere Monat, gleiches Problem.

Tut mir wirklich leid, aber anders bekomme ich es in letzter Zeit nicht hin. Ich habe sehr viel zu tun. Aber das finde ich sehr gut. Es ist interessant, in meinen ersten zwei Monaten hätte ich zeitlich gesehen locker 5 Artikel pro Monat schreiben können. Doch jetzt reicht meine kostbare Zeit nur noch für einen Artikel, indem ich dann alles Wichtige zusammenpressen muss…naja das Leben ist kein Ponyhof – es sei denn man ist ein Pony.

Nachtrag von Oktober:

Ende Oktober habe ich an einem Wochenende über die Menschenrechte vom RED teilgenommen. Wir sind mit ca 30 Jugendlichen auf eine wunderhübsche Finca(Bauernhof) gefahren und haben uns mit verschiedensten Methoden mit dem Thema Menschenrechte aus einander gesetzte: Was sind Menschenrechte? Welche Rechte sind für mich wichtig? Welche Rechte habe ich wirklich in meinem Leben? – Es war ein super Wochenende indem ich sehr viele neue Methoden und Spiele gelernt habe. Aber nicht nur deshalb war es eine schöne Zeit. Von den 30 Jugendlichen kannte ich nur einen kleinen Teil und ich habe so viele neue Leute, in meinem Alter (was beim RED nicht selbstverständlich ist, für einen Jungspunt wie mich), kennen gelernt und wir hatten richtig Spaß: Nacht/Regen-schwimmen, Witze auf Spanisch (die ich teilweise auch verstanden habe^^) und Mangoweitwurf.

Englischunterricht ohne Englischkenntnisse:

Eigentlich würde ich von mir behaupten, dass mein Englisch doch recht vorzeigbar war…oder? Ich meine, 9Jahre Pius-Englisch-Drill teilweise mit Herr Wick (You have to go up and down in you room and say it again and again), später auch noch LK – ich kann Englisch! FALSCH! Ich KONNTE Englisch. Das Spanisch hat sämtliches Wissen über die liebe Sprache aus dem Land mit den aggressiven Einwohnern (jedenfalls wenn diese irgendwo Urlaub machen), den roten Telefonzellen, der Queen und dem Prinz mit den großen Ohren, aus meinen Kopf einfach ausradiert. Das nenne ich mal „transitoriness of language“!! Als ich mich mit Anna (siehe Artikel von Oktober) auf unseren Englischunterricht vorbereitet haben, sind wir euphorisch mit dem Vorsatz in die Vorbereitung gegangen, ab jetzt nur noch Englisch miteinander zu sprechen – nach 5 Minuten haben wir beide automatisch wieder auf Spanisch miteinander geredet, weil es einfacher war. HALLO???? Was passiert mit mir?! Irgendwie schon krank! Und ich will in einem Jahr auf Englisch studieren….

Die Rolle des Mannes oder „Boys never cry“(englische Überschriften sind eine gute Übung für mich):

Hui, was eine Zwischenüberschrift was?! Aber ich werde hier jetzt nichts über grillen oder Bier trinken berichten.

Im Red wurde ein Seminar angeboten, indem über die StandartRolle des Mannes in Kolumbien gesprochen wurde und ich dachte mir: das ist doch mal Interessant…mal schaun ob sich das hier von Deutschland unterscheidet.

Und ich kann jetzt sagen, dass egal wie viele Meere und Kilometer zwischen Kulturen liegen, sich das altertümliche Bild über den Idealmann nicht ändert: Jungs weinen nicht, sie haben das Wort, sie gehen zur Arbeit und machen ehr wenig im Haushalt tun.

Ja, in Deutschland ist es oft nicht mehr so krass...aber das ist doch immer noch oft das Bild, was die Medien einem vermitteln oder? Und in Kolumbien ist dieses Bild noch um einiges häufiger in den Häusern der Menschen hier vorzufinden, was ein großes Problem ist.

Guppenstunden:

Gestern war ich mit Sandra in San Jironimo, das ein länliches Gebiet in Antioquia. Um dahin zu gelangen, mussten wir eine Stunde Bus fahren, danach ging es weiter auf Motorrädern und danach sind wir noch zwei Stunden durch die Natur gestiefelt…in brühender Hitze. Aber die Natur und die Aussicht, waren so berauschend, dass es mich nicht gestört hat, dass ich 99% meiner Körperflüssigkeit ausgestoßen habe, ein bisschen dehydrieren hat noch keinem geschadet. Als wir triefnass ankamen, erwartete uns eine wunderbare Gruppe von Jugendlichen, mit denen wir zwei Stunden uns über unsere Lebenssituation und Träume beschäftigt haben.

Danach ging es dann wieder zwei Stunden auf den Patschefüsschen durch die Natur und wieder nach Medellin. Also, rechnen wir zusammen: 3h Anreise+3h Rückreise = 2h Gruppenstunde - warum auch nicht ;-)

Als wir dann um 19Uhr total kaputte und stinkend in Medellin ankamen, sind wir noch wiederwillig auf eine kleine Party, da Sandra und ich unserer Freundin Franzi nicht enttäuschen wollten. „Nur kurz Hallo sagen“. Um 01Uhr Nachts und nach 5 Stunden tanzen und feiern kamen wir dann zu Hause an und fielen Tod ins Bett.

So es gibt noch mehr zu berichten, aber dafür fehlt mir gerade leider die Zeit(ja, so ein Jahr in Kolumbien ist kein huoevos-schaukeln)!

Ich pack jetzt meine Sachen und dann geht’s ab zum RED, denn heute geht es in den, wie ich finde, wohlverdienten Urlaub: 4 Tage Meer, Sonne, Musik und Sonnencreme (!!) mit dem gesamten RED. JAWOLL!!

Ich melde mich wenn ich wieder komme und hole dann sie Sachen nach, die ich jetzt leider nicht schaffe.

Liebe Grüße

Sascha

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Bilder Oktober


Das Foro Social - super viele Aktionen, hier ein kleiner Einblick!


Alta Voz - Laute Stimme
habe leider nur Fotos von meinem zweiten Tag. der Metal Samstag hätte bessere Fotos hergegeben - sry =(


El Penol....... ich muss nicht mehr schreiben oder?!

Mein Oktober in Medellin

ES TUT MIR LEID!!! Nachdem ich um die zwanzigtausend ( …mindestens!!!!) Beschwerde-Mails bekommen habe, weil ich mich jetzt fast einen Monat nicht gemeldet habe, habe ich mir ein Herz gefasst und die Zeit, um etwas zu schreiben, damit meine Leserschaft in Deutschland wieder happy ist. Man muss seine Fans ja gut behandeln…also meine Freunde/Fans, hier ist mein Oktober:

Das ich bisher nichts geschrieben habe lag nicht daran, dass ich nicht wusste worüber, weil nichts passiert ist…OH NEIN!! Das kann man so jetzt nicht unbedingt sagen. Es ist so viel passiert, dass ich einfach keine Zeit hatte etwas zu schreiben und wenn ich sie hatte, bin ich nur noch tot ins Bett gefallen, denn der Oktober war der bisher ereignisreichste und anstrengendste Monat hier – und bei weitem auch der Beste!! Da aber so viel passiert ist und ihr heute sicher noch andere Sachen vorhabt, lasse ich einiges aus, ich muss ja auch noch was zu erzählen haben, wenn ich wieder komme.

1. Foro Social
Das größte Ereignis in diesem Monat war das „Foro Sozial“, eine groß angelegte Aktion mit Konzerten, Informationsveranstaltungen, Spielen und einem großen Protestmarsch. An dieser Aktion beteiligten sich viele sozial Organisationen Medellins um gegen die Privatisierung des Wassers zu Demonstrieren. Das RED war einer der Hauptorganisatoren und dementsprechend nahm ich an fast jeder Aktion teil.

Bei der ersten Aktion des Foros sind wir mit einem Bus in verschiedene Barrios (Stadtteile) gefahren und haben die Menschen dort über das Foro aufgeklärt und für die verschiedenen Aktionen der kommenden Woche Werbung gemacht. Es war sehr interessant für mich, da ich an diesem Tag viele Barrios kennen gelernt habe, die ich vorher noch nicht kannte und da es die Barrios mit den größten sozialen Problemen waren, habe ich auch Armut gesehen, die ich so vorher noch nicht gesehen hatte.

Eine andere Aktion fand im Peñol statt. Der Peñol ist ein Gebiet in Antioquia, drei Stunden von Medellin entfernt. Dort fand eine große Informationsaktion mit mehr als 1500 Teilnehmern statt. Ich hatte die Aufgabe mich um die Kinder dieser 1500 Teilnehmer zu kümmern. Nichts leichter als das! Zusammen mit Sandra trommelten wir also alle Kinder zusammen um mit ihnen Spiele zu spielen. Plötzlich sagte Sandra zu mir, sie müsse mal kurz weg und ging. Ich war allein mit ungefähr 40 Kindern. Aber die Zeit in der ich alleine auf mich gestellt war, konnte ich super mit dem Thema „Was wollt ihr für Wörter auf Deutsch wissen“ füllen. Nach einiger Zeit wollten meine Schützlinge aber nur noch Schimpfwörter übersetzt haben, wogegen ich mich aber, zur Enttäuschung der Kinder, weigerte. Später am Tag habe ich mich dann mit einer kleinen Gruppe von der Aktion weggeschlichen und wir sind angeln gegangen. Angeln ist eigentlich überhaupt nicht mein Sport, aber die Landschaft im Peñol ist einfach atemberaubend und ich habe meine Kamera zum glühen gebracht, so viele Fotos habe ich geschossen. Ich wurde auch von einem der Fischer in seinem kleinen Boot (oder auch Nussschale) mitgenommen. Es war wunderschön.

Weitere Aktionen des Foros waren zum Beispiel Proteste vor Kliniken mit einer kleinen Theateraufführung, für ein neues Gehalt. Denn mit dem Saldo (Gehalt) den es hier gibt lässt sich kaum die Miete, das Wasser, das Licht und das Essen bezahlen, geschweige denn eine gute ärztliche Versorgung. An einem anderen Tag sind wir in zwei Barrios gefahren und haben dort mit Jugendlichen Spiele gespielt und sie so über Militarismus, Gewalt, die Aufgabe von Jugendorganisationen und die Situation der Frau aufgeklärt. Ich habe einfach als normaler Teilnehmer teilgenommen und habe so sehr viel über die Probleme Kolumbiens gelernt. An diesem Tag wurde mir sehr deutlich wie Unterschiedlich Kolumbien und Deutschland doch sind. Besonders die Situation der Frau ist hier noch sehr traditionell und die Emanzipation bei weitem nicht so verbreitet wie in Deutschland. Die Aktion endete dann in einem Konzert mit Punk, SKA und Hip Hop.

Am letzten Tag des Foros fand ein großer Protestmarsch statt, der durch sehr arme Barrios ging. Probleme mit der Polizei gab es nicht, auch wenn mich die Chefin vom RED mich nicht von ihrer Seite weichen lassen wollte, falls was passierte. Auch Flyer sollte ich nur verteilen, wenn ich sicher war, dass es kein Polizist sehen würde, damit ich immer noch sagen konnte, dass ich nur Tourist sei und mit der Aktion an sich nichts zu tun hätte. Es war mein erster großer Protestmarsch und ich war beeindruckt von den vielen Menschen die mitmachten, doch viele REDler sagten mir, dass sie viel mehr Menschen erwartet hätten.

2. Alta Voz

Alta Voz ist ein großes Musik-Festival in Medellin, wofür die Menschen aus dem ganzen Land angereist kamen. Samstags stand Metal und Punk auf dem Programm, eigentlich nicht so meine Musik, aber ich bin trotzdem hingegangen, wollt mal sehen, was die Kolumbianer unter einem „großen“ Festival verstehen. Als ich und Alex (der Freund meiner Mitbewohnerin und jetzt auch ein Freund von mir) um 11Uhr morgens ankamen, sah ich die längste Menschenschlange meines Lebens. Wirklich, dagegen ist jede Warteschlange im Fantasia-Land in dem Ferien, bei super Wetter und vor der neuen, super geilen Attraktion eine flüchtige Erholungspause. Ohne zu übertreiben (dieses Mal tu ichs wirklich nicht), schlängelte sich diese Wurst aus Menschenmassen ca 800m die ganze Hauptstraße entlang. Wer sich da hinten anstellte konnte sich schon auf ALTA VOZ 2010 freuen, denn vorher kam er nicht rein. Alex und ich waren intelligenter und stellten uns „aktiv“ 5m vor der Kasse an, indem wir einfach so taten als würden wir Leute in der Schlange kennen und nach 5 Minuten waren wir drin….das haben ich an diesem Tag insgesamt drei Mal gemacht, weil ich immer wieder kurz raus bin um mich mit wem zu treffen oder um mir ein „normales“ Getränk zukaufen. Am Eingang wurde man dann drei Mal abgetastet, die Taschen wurden durchsucht (auch drei Mal) und ein Hund hat einen nach Drogen abgeschnüffelt.

Das Konzert war wirklich gut und die Stimmung klasse…auch die Sonne ließ es sich nicht nehmen am Konzert teil zu nehmen und die Wasserverkäufer machten das Geschäft ihres Lebens mit den 20.000 dehydrierenden Metal-Fans.
Die Bands kamen aus der ganzen Welt. Lustiger Weise war der Headliner eine Metal-Band aus Deutschland: „Kreator“ – ich weiß nicht wies euch geht, aber ich kannte die nicht. Während einer kleinen Umbaupause auf der Bühne, tippte mich auf einmal jemand von hinten an: „Ähm Entschuldigung, kann ich ein Foto mit dir machen?“ (das natürlich auf Spanisch) …………..HALLO???!!! Wer bin ich?? Johnny Depp? Vin Diesel(vom Körper, vieeelleicht)? Zack Braff oder Jessica Alba?? – zuerst war ich etwas sprachlos, aber dann hab ich den Mädchen gerne erlaubt ihr Foto mit mir, dem schönen Mono (die Bezeichnung hier für Menschen mit blonden Haaren und blauen Augen) zu machen. Das ist mir bisher schon drei Mal passiert…ich weiß nicht recht ob mir das gefallen soll oder ob ich mich wie ein Tier im Zoo fühlen soll….ach was sollst: MIR GEFÄLLTS!

Vor Selbstbewusstsein strotzend stürzte ich mich also in die Pogo, die wirklich klasse und rieeesen groß war und etwas heftiger als das was ich aus Deutschland gewohnt war. Und dann beim letzten Lied vom gesamten Konzert (um 00.00Uhr – ich war also 13 Stunden auf dem Konzert und dem entsprechend KO), bekam ich in der Pogo einen Ellenbogen voll ins Gesicht geknallte und ich sah Sternchen. Zwei Tage später war meine Nase komplett blau und hatte einen kleinen Hubel (nein, es gibt davon keine Fotos!!!) – die Farbe meiner Nase ist wieder normal, aber der Hubel ist noch da. „Eine Erinnerung an Kolumbien“ – wie Alex sagte.


3. FREIZEIT

Im Oktober hatte ich mein erstes kleines Tief, in dem ich etwas schlecht drauf war. Das lang vor allem an mangelnden Aktivitäten in der Freizeit. Es ist schwer und echt komisch, wenn man sich komplett aus seinem Freundeskreis rausreißt und plötzlich, weit weg von allem was man kennt, ohne wirkliche Freunde dasteht. Also kam es vor, dass ich Samstagsabends alleine zu Hause saß und einen Film geguckt habe – das ist echt deprimierend, da es das komplette Kontrastprogramm ist, was ich aus Deutschland gewohnt bin. So konnte das nicht weitergehen!!! Also bin ich auf: Freunde suchen….aber nicht im Internet, bei Facebook oder so, nein ich war einfach kackendreist und habe sämtliche Leute angerufen, die ich kannte. Ich musste dafür zwar etwas meinen Stolz überwinden, aber so hatte ich jeden Abend etwas zu tun, denn irgendjemand hatte immer Zeit. Jetzt hat es sich langsam so entwickelt, dass ich wieder meinen alten, geliebten Freizeitstress habe und viele Einladungen absagen muss, da ich schon was anderes vor habe. Mit diesen Freizeitaktivitäten fühle ich mich hier mehr zu Hause, da es für mich sehr wichtig ist, Freunde zu haben und ich mir so langsam aber sicher einen guten Freundeskreis aufbaue und mein Spanisch wird schneller besser, weil ich 24Stunden von spanisch sprechenden Menschen umgeben bin. Ich lebe hier langsam aber sicher!

4. Prof. Sascha
Ich will übrigens, dass mich ab jetzt alle mit „Herr Klein“ ansprechen und aufstehen wenn ich den Raum betrete. Nein, ich bin kein Richter, sondern ich bin jetzt Lehrer. Ich unterrichte Englisch und Deutsch für ein paar Interessierte im RED. Wusstet ihr, dass Deutsch die unlogischste Grammatik EVA hat? Und das soll ich jetzt Kolumbianern beibringen – auf Spanisch. Gute Nacht Marie!! Aber mit dieser Aufgabe fühle ich mich um einiges besser, denn bisher konnte ich mich zwar gelegentlich hilfreich in der Arbeit vom RED einbringen, aber mir war immer klar, dass die auch gut ohne mich klar kämen. Aber jetzt habe ich eine Aufgabe, die nur ich erledigen kann und kein anderer vom RED, und das ist ein sehr gutes Gefühl. Deswegen nehme ich das sehr ernst und bereite mich auf jede Stunde vor.

5. Meine heutiger Tag
Heute hatte ich eine 9Stunden Besprechung im RED, bei der wir wieder über die Formulierungen in dem Dokument gesprochen und diskutiert haben, wie sich das RED definiert und welche Rechte und Pflichten die Einzelnen Gruppen im RED haben. Ich konnte mich überhaupt nicht beteiligen und nach sechs Stunden schaltete mein Gehirn langsam aber sicher ab und meine Gedanken schweiften immer schneller und unkontrollierbar weit weg – und morgen das Selbe noch mal! Nach dieser Tortur bin ich mit Anna ein Bier trinken gegangen. Anna ist eine Freiwillige aus Belgien, die zum zweiten Mal beim RED ist. Anna ist 30 Jahre alt, spricht Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch und die wichtigste Sprache von allen: Holländisch – auf diese Sprachenkenntnisse bin ich ehrlich gesagt ziemlich neidisch! Jetzt sitze ich in meinem Bett und bin total K.O. und freu mich, dass ich jetzt schlafen gehen kann, denn das wars! Fertig! Listo!
Ich muss zugeben, dass ich viel gekürzt habe und noch mehr ausgelassen habe, aber ich denke dieser Artikel war lang und informativ genug. Ich hoffe, dass der nächste Artikel dieses mal nicht so lange auf sich warten lässt...

Alles in allem kann man sagen, dass diese ersten drei Monate (1/4 meiner Zeit hier..wau wie schnell das geht!) die ereignisreichsten und interessantesten Monate in meinem bisherigen Leben waren und dass es mir hier in Kolumbien gut geht, und was will man denn mehr?

Ach ja: Ihr könnt auch gerne Kommentare abgeben, damit ich weiß ob überhaupt irgendjemand das hier alles ließt….