Liebe in Handschuhe, Schal, Winterjacke und Wollsocken eingepackte Leser, ich sitze gerade in meiner Wohnung in Badeshorts und T-Shirt und nehme mir noch mal die Zeit euch von meinem heißen kolumbianischen Chaosleben zu erzählen.
Es war einmal…
…in einem weit entferntem Land, wo die Tage kurz und die Nächte lang waren. Dort lebte ein Volk das man nur unter dem Namen Paísa kannte. Ein seltsames Völkchen war das sowieso schon ziemlich verrückt und übermütig war, doch im letzten Monat des Jahres rasteten sie immer total aus. Eines Tages brach ein hübscher, mutiger, wackerer Prinz auf um das Land dieser feierwütigen Menschen zu erkunden und kennen zu lernen. Dies ist seine Geschichte:
Von seiner Heimat kannte der Prinz den Monat Dezember als eine beschauliche und ruhige Zeit, in der man sich mit der Familie traf und sich mit ein paar Glühwein das Gefühl in den fast erfrorenen Körper zurück holte. Doch was ihn auf seiner Reise im Dezember erwartete, war ganz anders als alles, was er bisher mit Weihnachten in Verbindung gebracht hatte: jeden Abend versammelten sich die Menschen in den Straßen um miteinander zu tanzen und zu trinken, die ganze Stadt erstrahlte wie von Zauberhand in einem beeindruckendem Lichtermeer und Nachts konnte der gute Prinz kaum seine Augen schließen, da Musik in den Straßen dröhnte, als ständen die Fanfahren des Königs vor seinem Fenster.
Die Familie, bei der der Unterschlupf und eine Bleibe gefunden hatte, war keine Ausnahme und sie feierte die Weihnachtszeit sehr gründlich. Sie hatte einen Flyer für die Weihnachtstage erstellt, worin stand an welchen Tagen und wo sich die Familie einfand. Die Familie traf sich fast jeden Abend und auch wenn der Prinz sich vorgenommen hatte das Feierverhalten dieser Menschen genau kennen zu lernen, war das einfach zu viel für ihn und er flüchtete oft abends aus dem Haus um etwas mit anderen Bewohnern dieser Gegend zu unternehmen…das endete zwar auch immer in einer Feier, aber wenigstens sah der Prinz dabei mal andere Menschen.
Das Red Juvenil, in dem der stattliche Prinz arbeite, veranstaltete in den letzten Tagen eine große Feier für eine schwer verletztes Mädchen vom Red (17 Jahre alt), die bei einem Verkehrsunfall ihr Bein verloren hat und immer noch im Krankenhaus liegt. Ein schreckliches Ereignis. Doch wie die Leute in diesem so anderem Lande mit diesem Schicksalsschlag umgingen beeindruckte den Prinzen schwer – sie feierten eine Party um von dem Erlös, Sofía finanziell in ihrer schweren Situation zu unterstützten. Es war ein rauschendes Fest auf dem getanzt, getrunken und viel gelacht wurde. Hier wurde kein Trübsal geblasen oder getrauert, sondern nach vorne gesehen und gehandelt – der Prinz wünschte sich, dass es in seiner Heimat auch so wäre!
Auch in diesem Lande gab es ein Sache, die die Menschen begeistert, die der mutige Prinz schon von seiner guten alten Heimat kannte: Fußball! In der Stadt gab es zwei große Vereine: „Medellin“ und „Nacional“. Der Prinz schlug sich tapfer auf die Seite von „Medellin“, allerdings auch nur, weil das die erste Mannschaft war, die er im Stadion gesehen hatte… naja nicht wirklich ein echt überzeugter Fan, aber der Prinz hatte keine Ahnung von den beiden Mannschaften und er suchte sich einfach eine aus. Und es war ein Glücksgriff sondergleichen, denn kaum eine Woche später stand „Medellin“ um Final des „Kolumbien-Pokals“. Der Prinz und seine Gefolge gingen also zum Stadion wo ein Meer von rot-gekleideten Fans auf sie wartete – nein, keine Fans vom Prinzen, sondern von „Medellin“. Es waren so viele, dass der Prinz, obwohl er so tapfer und beherzt war nicht in das Stadion kam und das Spiel wie ca.5000 andere, vor dem Stadion anschauen musste. Aber die Stimmung war mehr als berauschend, auch wenn viele Fans dermaßen übermotiviert waren, dass sie Silvesterknaller zündeten, die in der Heimat des Prinzen als terroristischer Anschlag durchgehen würden. Das Glück war dem Prinzen und den ca. 40.000 Fans hold und Medellin war nach einer sehr spannenden und guten Partie KOLUMBISCHER MEISTER. Was mit einem riesigen Feuerwerk und viel Party angemessen gefeiert wurde.
Auch wenn der Prinz sich in seiner neuen Heimat auf Zeit noch so wohl fühlte, ihm fehlte etwas. Er schreckte nachts oft weinend aus dem Schlafe auf, weil es etwas so stark vermisste…doch was war es?! Er vertraute sich einer Bewohnerin seiner alten Heimat an, die er hier getroffen hatte und sie ging mit ihm ins „Blue“. Dort gab es die ganze Nacht Elektro-Musik, Rock und Punk-Rock. Der Prinz und Joana tanzten die ganze Nacht und am nächsten Tag war das grinsen von dem hübschen Gesicht des Prinzen nicht mehr wegzuwischen – Mein Gott, hatte ihm das gefehlt. Es war eine Disko wie sein heimatliches B9, nur mit besserer Musik und ohne Pius-Opfer!!!
Ja, in diesem Land feierte der Prinz viel, doch es war nicht so, als würde er nicht arbeiten – ganz und gar nicht, auch wenn es weniger war als in den vorherigen ruhigeren Monaten. Zum einen war wieder eine große Versammlung in seiner Organisation, in der er 9h da saß und den Menschen in ihrer fremden Sprache zuhörte. Diese beherrschte er zwar eigentlich gut, doch nach 5 Stunden verließen den ansonsten immer so tapferen und aufgeweckten Helden die Kräfte und die Konzentration und in seinen Gedanken schweifte er in die Heimat und ins Blue…
Außerdem veranstaltete das Red einen großen Protestmarsch, der gegen die hohen Strompreise demonstrierte – denn im Dezember stellt die Stadt riesige Lichtspiele in der Stadt auf. Das sah wunderbar aus, dachte der Prinz, doch zugleich dachte er an die vielen Bewohner der Stadt, die einfach vom Stromnetz abgekapselt wurden, weil sie die hohen Strompreise nicht bezahlen konnte, und die diesen Strom, der die Straßen in allen möglichen Farben erleuchtete, zum überleben brauchen könnten.
Neben seiner normalen Arbeit, bei der er zum Beispiel den Ureinwohnern dieses Landes seine Sprache beibrachte, hatte er auch ein größeres Projekt für seine Heimat. Sein Königreich, auch die KjG-Aachen genannt, beauftragte ihn mit der heiklen Aufgabe ein kurzes Video über seine Zeit dort zu machen. Die Einwohner dort versicherten ihm professionelle Hilfe…doch vier Tage vor Abgabeschluss erfuhr der Prinz dann, dass er fast ganz auf sich alleine gestellt war. Also zog er mit einem mutigen Freund los und filmte einen ganzen Tag. Danach holte er alles an Ton raus, was sein 3Euro Head-Set hergab (was nicht viel war) und schnitte das Video in einer Nacht zusammen….da er Probleme mit seinem Programm hatte, durfte er das sogar zweimal machen. Trotz aller Hindernisse schaffte er der glorreiche Prinz doch noch das Video in seine Heimat zu schicken. Später stellte er es auch ins Internet um der ganzen Welt sein Werk zu zeigen (was bei der laienhafte Qualität des Videos vielleicht ein Fehler war ^^).
Wenn ihr euch das Video anschauen wollte, dann jetzte hier klicken, bitte.
Bald bricht der Prinz zu seiner nächsten Reise auf, nach Bolivien, wo er zuerst eine Tour mit Freunden machen und danach ein Seminar besuchen wird, bei dem viele tapfere Helden, die sich auch in eine neue Welt gewagt, haben von ihren Abenteuern berichten. Und wenn er nicht gestorben ist, erzählt er noch heute von seinen Taten, denn er ist zwar glorreich, hübsch, mutig, tapfer, muskulös, intelligent, witzig und hübsch (ach das hatte ich ja schon…) aber auch etwas eingebildet….gelegentlich.
Ende meiner Weihnachtsgeschichte
…ich hoffe mein Märchen hat euch gefallen. Es steckt sogar die ein oder andere Wahrheit darin ;-) Jetzt bleibt mir nur noch euch allen, euren Familien und Freunden eine frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen! Feiert schön, auch ohne mich =) und wenn ich am 05.08.2010 wiederkomme, holen wir alles nach, was ich verpasst habe – das wird ein Fest(e).
Ps: vergesst nicht, dass ihr euch bald bei der KjG-Aachen (für mehr Infos hier Klicken) bewerben müsst, wenn ihr auch so ein glorreicher Prinz oder Prinzessin sein wollt wie ich es bin! Glaubt mir, es lohnt sich!
FROHE WEIHNACHTEN UND EINEN GUTEN RUTSCH!
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