Mittwoch, 30. September 2009

Fotos


Meine Freunde, DAS ist mein Blick aus meinem Fenster...SABBERT bitte!


So sehen die Hamburger hier aus....also McDonald vermisse ich hier nicht!


1.Gruppenstunde


Protest gegen die Klinik


Protest für die Klinik....

Gruppenstunde, Unterschiede und noch ein Umzug!

Hallo ihr lieben und treuen Leser,

ich hoffe ihr gewöhnt euch langsam an die Tatsache, dass bei euch der Sommer vorbei ist. Ich sitzt hier übrigens im T-Shirt, kurzer Hose und spiele mit dem Gedanken gleich kalt duschen zu gehen.

Bevor ich mit meinem Artikel richtig loslege, eine kleine Anmerkung: Mein „D“ von meiner Tastatur ist kaputt und hängt halb raus. In Deutschland kein Problem, da ich noch Garantie auf meinen Laptop habe, aber hier habe ich leider noch keinen Mediamarkt gesehen…mal schaun was ich da machen werde. Also bitte nicht wundern, wenn in manchen Worten das „D“ fehlt.

Ich fange jetzt hier langsam aber sicher an zu „arbeiten“ und werde immer mehr in die Aufgaben mit einbezogen (auch wenn es sich immer noch sehr in Grenzen hält). Zum Beispiel, hatte ich meine erste Gruppenstunde. Eigentlich würde ich von mir behaupten, dass ich ganz gute Erfahrungen in Gruppenstunden habe, da ich ca. zwei Jahren in Walheim eine Kindergruppe geleitet habe. Aber hier ist das alles etwas anders. In Deutschland waren die Gruppenstunden hauptsächlich zum Spaß und zum Zeitvertreib gedacht, doch hier beschäftigt sich man in den Gruppenstunden, mit Militarismus, schweren sozialen Problemen wie Gewalt oder Armut – ein etwas anderes Niveau auf dem hier gespielt wird. In Deutschland waren meine Gruppenkinder im zarten Alter von 10-12 Jahren, was zwar auch nicht gerade einfach, da sich bei ihnen die Pubertät langsam aber sicher bemerkbar machte, aber man hatte immer noch eine gewisse Autorität durch sein Alter. Meine „Gruppenkinder“ sind zwischen 18 und 20 Jahren alt, also teilweise älter als ich – relativ suboptimal! Naja aber eine Autorität kann ich im Moment eh noch nicht sein, da ich Gruppenstunden über soziale Probleme oder Militarismus mit meinem Spanisch noch lange nicht alleine leiten kann. Also bin ich im Moment einfach nur Teilnehmer und darf diese wirklich guten und interessanten Stunden miterleben.

Die Menschen hier sind wirklich anders als in Deutschland, oft auf eine positive Weise, aber gelegentlich wünsche ich mir die deutschen Standards schon zurück: Es ist Sonntag 7:00Uhr, ich liege in meinem Bett und schlafe. Da ertönt ein lauter Knall. Ich schrecke auf. Noch ein Knall…wieder…wieder…und wieder. Was ist das? Das Geräusch ist undefinierbar und ich habe das so noch nie gehört. Also stehe ich auf, schaue aus dem Fenster und was ich da sehe, lässt mich an meiner Sehfähigkeit zweifeln. Da steht ein Mann vor meiner Haustür und schlägt mit einer Spitzhacke auf einen großen Busreifen ein, um die Felge rauszubekommen…HALLO?? An sich schon eine ziemlich dumme Aktion, aber das dann auch noch sonntags morgens. In Deutschland wäre der Mann sofort von sämtlichen Nachbarn erschossen worden und die Polizei hätte es als Notwehr eingestuft.

Auch gewisse Dinge haben hier einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Zum Beispiel die Autohupe: in meiner lieben, alten etwas spießigen Heimat, wird die höchstens in Momenten größer Gefahr oder unbezähmbarer Wut eingesetzt und dann kann es sein, dass man ein Bußgeld zahlen muss. Hier aber ist dieses Wunder der Technik ein Multifunktionsmittel: Man hupt wenn man jemanden grüßen will, man hupt wenn man auf eine Kreuzung zu fährt, damit man auch bloß nicht bremsen muss. Die Fahrer hupen wenn sie im Stau stehen, aber nicht um ihre Wut raus zu lassen, sondern weil sie ja gerade nichts anderes zu tun haben. Wenn man an einer Ampel wartet und es wird grün, fangen direkt alle an zu hupen, weil der Fahrer vor einem, hat das grüne Licht sicher nicht gesehen. Ich glaube sogar, dass der, der vorne als erster vor der Ampel wartet, auch hupt – einfach aus Prinzip.

Auch das Einkaufsverhalten ist anders. Ich war gestern mit Sandra einkaufen und da hat sich Sandra einen Jogurt aus dem Regal genommen, ihn geöffnet und gegessen. Sofort kam ein Angestellter herangeeilt und reichte ihr einen Löffel – das ist Service! In Deutschland wäre wahrscheinlich das GSG9 angerückt und hätte sie verhaftet. Auch an der Kasse erlebte ich eine Überraschung. Während sich die Kassiererinnen im Lidl oder Aldi verhalten als hätten sie einen epileptischen Anfall und die Waren unkontrolliert und in Lichtgeschwindigkeit über den Scanner werfen, ließ sich die Frau hinter der kolumbainischen Kasse schön viel Zeit und machte nach jedem Produkt eine kleine Verschnaufpause. In der Zeit, in der gestern unser Einkauf abkassiert wurde, wäre die Kassiererin in Deutschland schon 5 Mal von ihrem Chef, der sie die ganze Zeit hinter dem Einwegspiegel beobachtet, gefeuert worden.

Noch eine Neuigkeit: ICH BIN WIEDER UMGEZOGEN - zwei Stockwerke höher. Sandra zeigte mir die Wohnung und ich gab mein „OK“ für den Umzug, da ich nun ein größeres Zimmer mit Blick über die ganze Stadt habe (siehe Foto). Ich fragte, wann wir denn umziehen würden. Die Antwort lautete "Ahora."...dazu muss ich erst was erklären: "Ahora" ist das unlogischste Wort im Spanischen: es bedeutet "jetzt" aber es kann auch "später" bedeuten...HALLO?!?! Das ist doch total BALLA BALLA!! Naja aber ich dachte in diesem Fall wäre die Übersetzung klar und wir würden erst die nächsten Tage umziehen, da fängt Sandra an wie wild ihre Sachen zu packen und hoch zu schleppen - eine Frau der Tat!

Naja, als wir dann alles in der anderen Wohnung hatte (nach ca. 1 ½ Tagen), waren Sandra und ich bei den Nachbarn um KURZ etwas zu holen, da - BOOMMM - ist die Tür von unserer Wohnung ins Schloss gefallen.
Anziehsachen, Handy, Geld, Papiere, Laptop, Deo, Essen und vor allem die Schlüssen in der Wohnung. DUMME SACHE!! Wir hatten ein kleines Problem: ich trug eine Schwimmhose und mein Schlaf-T-Shrit und Sandra war auch noch im Pyjama...und wir kamen nicht an unsere Anziehsachen, oder an sonst irgendwas.
In solchen Situationen beweisen sich dann gute Nachbarn: als klar wurde, dass der Schlüsseldienst erst am Nachmittag kommen würde, bekamen wir eine Dusche und Anziehsachen....ich bekam zum Beispiel ein knalliges rotes Poloshirt (genau meine Farbe...passt wunderbar zu meinen Haaren und meinen roten Bäckchen) und eine "etwas" zu weite Hose. Zu allem Überfluss hatte ich am Nachmittag Tanzunterricht (der wird hier im RED angeboten) und eine runterrutschende Hose hat beim tanzen bisher selten geholfen ^^ so eine Schei… nein, böses Wort… Mierda – das versteht keiner =P

So jetzt noch ein paar andere Erlebnisse meiner letzten zwei Wochen im „NewsFlash“, sonst wirds wieder zu lang:

NEWSFLASH (...ich war wirklich zu lange dem schlechten deutschen Fernsehprogramm ausgeliefert – hier habe ich keinen Fernseher, was mich, zu meiner Überraschung, überhaupt nicht stört):

1. Killerwochenende: An dem ich eine 9 Stunden Reunìon (Besprechung/Treffen) im RED hatte, bei dem es um die Formulierungen in einem Dokument ging, wie sich das RED definiert. An sich eine wichtige Sache, aber für mich viel zu schwer und dementsprechend langweilig (aber ich habe die Zeit genutzt und mir das erste Mal in meinem Leben die Finger maniküren lassen – für 1.50€) Danach bin ich zu einer Geburtstagsparty, die bis 6Uhr morgens ging. Am nächsten Tag hatte ich denn ab 13Uhr meine erste Gruppenstunde die bis 20Uhr ging – ICH WAR HALB TOT!!! Ach was red ich: ICH WAR TOT!

2. Protestaktion vor einer Klinik für Frauen. Das interessante war, dass auf der einen Straßen Seite die Menschen standen, die die Klinik und alle ihre ketzerischen, eingewiesenen Frauen am liebsten wie eine Hexe verbrannt hätten (an dieser Stelle muss ich einräumen, dass ich maßlos übertreibe!!!). Und auf der anderen Seite, die Menschen (die interessanter und (meiner Meinung nach) trauriger Weise Zahlenmäßig weit unterlegen waren), die Abtreibung nicht für eine Todsünde halten und die den Frauen, die Vergewaltigt worden oder gegen ihren Willen schwanger sind, eine Chance bieten wollen, ihr Leben so zu leben wie sie es für richtig halten (tut mir leid, dass ich an dieser Stelle etwas subjektiv schreibe).

3. Vor ca. 5Min habe ich jemanden kennen gelernt, der die Bandmitglieder von Culcha Candela wie Brüder kennt und 4 Jahre mit ihnen durch Deutschland getourt ist….GEIL^^

4. Ich habe die kulturele Seite von Medellin kennen gelernt: ich war mit Mauricio im Theater und mit drei Freunden im Kino (Hangover - selten so gelacht!).

So, das sollte reichen um euch die nächsten zwei Wochen zu beschäftigen, dann kommt langsam der nächste Bericht.

Bis dahin: Macht es gut und rocket Deutschland für mich!

Dienstag, 15. September 2009


große Anstreichakrion im RED

Fiesta en la Red Juvenil


Tamas Tanzkünste



ein paar meiner "Schützlinge" für den Abend


eistkalt die Straße gesperrt...is ja nich so wild, fahren ja nur ca 3 Buslinien durch und hunderte Autos...SO MUSS DAS SEIN!!




CARAMANTA

Caramanta, Carrusel, Cauca, Sport, mein erstes Mal und viel viel Farbe

Die Überschrift lässt es ja schon vermuten: ich habe (mal wieder) viel zu berichten! So ist das hier in Kolumbien, jeden Tag erlebe ich etwas neues und lerne viel dazu – da wünscht man sich manchmal (aber wirklich nur manchmal) das ruhige, beschauliche Leben im guten, alten, spießigen D’tschlaaand zurück! Also, jetzt verschwende ich mal keine Zeit mehr mit sinnlosem Einleitungsgefasel und fange einfach an euch meine Erlebnisse um die Ohren (bzw Augen) zu hauen – aufi geht‘s:

Am Freitag dem 04.09 ging es um gemütliche und angenehme 5:00 Uhr MORGENS los nach Caramanta. Caramanta ist ein kleines, ruhiges und wunderschönes Dorf ca. 3h Busfahrt von Medellin entfernt. Dort habe ich mit meiner Chefin (Paula) und Mauricio vom RED eine Partnerorganisation vom RED besucht. Ich habe wieder viele neue ( und mal wieder super nette) Leute kennen gelernt und habe erfahren, dass Deutschland, was soziale Arbeit in Kolumbien angeht relativ aktiv ist. Zum Beispiel kooperiert eine Organisation von Caramanta mit zwei deutschen Ministerien – da kann man doch ruhig stolz auf sein Land sein. Überhaupt sind hier alle sehr gut auf Deutschland zu sprechen. Jedenfalls die, die wissen, dass Hitler tot ist (nein, das wissen nicht alle!!!). Übernachtet haben wir drei in einem alten Haus das so gerochen hat, wie die Häuser in diesen Freilichtmuseen (die ich überhaupt nicht leiden kann).

Am Samstag ging es dann zurück zum RED, wo eine große Aktion für die Familienangehörigen vom RED stattfand. Ich hatte die Aufgabe mich um die kleineren Kinder (6-12Jahre) zu kümmern, und das hat auch echt super geklappt, auch wenn ich froh war kein Gruppenspiel selber anleiten zu müssen, denn einer kreischenden Kindermeute ist mein Spanisch leider noch nicht gewachsen. Die Erwachsenen wurden über die Aktionen vom RED informiert und spielten auch Gruppenspiele. Leider habe ich davon nichts mitbekommen. Später wurde dann mit allen zusammen BINGO gespielt und alle fieberten kräftig mit: Wenn eine Zahl genannt wurde, die man hatte wurde aufgesprungen und los geschrien vor Freude. Ich will gar nicht erst versuchen zu beschreiben was passierte, wenn jemand wirklich „Bingo“ (also alle Zahlen) hatte – aber es war amüsant!! Danach ging dann die Party (Fiesta) los und es wurde viel getanzt und auch ich habe mich auf die Tanzfläche gequetscht und das Tanzbein geschwungen. Auch wenn ich neben den leidenschaftlich tanzenden Kolumbianern wahrscheinlich aussah wie halt so ein verkrampfter Europäer beim Salsa tanzen aussieht – ehr bescheiden. Aber alle haben ganz artig gesagt, ich würde gut tanzen und schnell lernen…ja anscheinend haben die das mit der Ironie auch hier drauf! Um 5Uhr am nächsten morgen war ich dann auch endlich wieder in MEINER Wohnung (ja, ich bin immer noch sehr glücklich in meiner WG und finds richtig geil eine eigene Bude zu haben!).

Am Sonntag war ich mit Sandra im botanischen Garten von Medellin (Jardin botanico). Dort war eine Art riesiger Basar, wo einmal im Jahr sich sämtliche sozialen Organisationen zusammenkommen und ihre Stände aufbauen und Aktionen starten….es war sehr beeindruckend. Ich hatte quasi frei und bin mit Sandra nur über den Basar geschlendert - wunderbar!!

Am nächsten Montag habe ich dann endlich das gemacht, was ich die Zeit hier wirklich vermisst habe: SPORT!!! – es war höchste Zeit. Fast zwei Monate ohne Sport, das war zu viel für mich! Also haben Sandra und ich uns ganz sportlich angezogen und sind ins 10m entfernte Fitnessstudio gegangen. Ich war etwas skeptisch, weil ich überhaupt nicht wusste was mich erwartete. Aber ich wurde mehr als positiv überrascht, klar es ist klein und die Geräte sind mit nicht deutscher Standard, aber der Preis ist es auch nicht: 8€ pro Monat. Mein Trainer (Juan) ist super nett und sieht mich, glaub ich, als sein Projekt an, denn an mir kann er ja wirklich noch arbeiten! Dem entsprechend werde ich da richtig rangenommen und nach dem ersten Tag hatte ich 3Tage (!!) Muskelkater! Später am Tag war ich noch beim Frisör, da ich langsam aussah wie ein Buschmann! Und für überteuerte und unverschämte 1,20€ (diese Kolumbianer zocken einen schon ziemlich ab!!) bekam ich einen schicken Schnitt, mit dem ich auch wirklich zufrieden bin.

Vom Mittwoch auf Sonntag war ich mit dem RED im Cauca. Dort haben wir mit einer großen Gruppe (ca.70 Personen), die aus verschiedenen sozialen Organisationen bestand, uns mit den Indianern (Indigena) der Region beschäftig. Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt und in verschiedene Gebiet geschickt und per Bus ging es dann los. Aber nicht IM Bus. NEIN! AUF dem Bus saß ich und hielt nach Ästen oder Stromleitungen Ausschau, die gerne mal Tief über der Straße hingen. In Los Andes (das Gebiet, für das meine Gruppe eingeteilt worden war)angekommen, sind wir dann durch den (Ur-)Wald gestreift. Mit Machete und allem was dazugehört – HAMMER!! Diese abenteuerliche Wanderung war nötig, damit wir zu den Lehmhäusern der Indianer kamen, die oft weit auseinander lagen. Dort haben wir dann mit den Bewohnern gesprochen und ihnen viele Fragen gestellt, damit wir ein realistisches Bild über die Situation der Indianer bekommen konnten. Es war sehr interessant, da ich vorher noch kaum etwas über die Indianer in Kolumbien wusste.

Jetzt zu meinem „ersten Mal“ das ich in meiner Überschrift so reißerisch und zweideutig angekündigt habe. Damit komme ich erst jetzt an, damit ihr diesen überlangen Artikel auch zu Ende lest, denn eigentlich interessiert euch doch nur was ich damit meine, oder? Ich kenn doch meine Pappeneimer! Im Cauca wurde ich nämlich zum ersten Mal beklaut – mein Handy (oder vielmehr das vom Helmut – „Tschuldigung!“ an dieser Stelle!) ist weg. Ich hatte es in meinem Rucksack im Bus und als ich es später gesucht habe, war es weg und unauffindbar. Man muss hier nun einmal viel mehr auf seien Sachen aufpassen als in Deutschland. Auch eine wichtige Lektion die ich hier gelernt habe und noch verinnerlichen muss.

Gestern haben wir das gesamte RED neu gestrichen, laut Musik gehört und beim gemeinsamen arbeiten ein Bier getrunken. Es war super viel Arbeit und hat richtig Spaß gemacht! Und, es ist richtig schick geworden, auch wenn ich sagen muss, dass mir die Graffitis vorher besser gefallen haben. Aber ich wurde direkt beruhig und mir wurde versichert, dass bald neue Graffitis kommen würden.

So das wars auch schon („schon“ wo ist der Fehler?!). Ich werde mir jetzt etwas zu essen zaubern, denn meine Kochkünste wachsen mit jeden Tag!

Hasta Luego (das heißt „bis später“ – damit ich nicht der einzige bin, der hier war lernt)!

Mittwoch, 2. September 2009

Damit ihr nicht zu viel Fantasy braucht: BILDER


der typische Einheimische: Sombrero, Poncho und Aquardiente - also wenn ich mich mal nicht eingelebt habe ^^


Sandra im Plaza Minorista


Sandra und ich, die die Kochkünste von Alex (Sandras Freund) genießen


lächeln und winken, Männer!


Meine Mitbewohnerin SANDRA!!

Umzug!!!

Hey, liebe Leser und Leserinnen, Freunde, Verwandte, Liebhaber(innen) (man kann ja nie wissen^^) und alle Andern, die sich auf diese Seite verirrt haben, es gibt Neuigkeiten!!

ICH BIN UMGEZOGEN

Und zwar in meine erste WG! Das heißt: mehr Verantwortung, mehr Aufgaben, mehr Eigenständigkeit, mehr neues Leben. Ich hatte ein wenig Angst vor diesem Schritt. Zum Einen, da es meine erste eigene Wohnung ist und das entspannte Familienleben endgültig vorbei ist. Zum Anderen, da ich mich gerade erst wirklich in meine Gastfamilie eingelebt habe und mich dort sicher und geborgen sah. Gerade fühlte ich mich in der neuen Umgebung richtig wohl und langsam sogar etwas heimisch, schon wechselte diese wieder. Freddys Familie hat mir zwar Angeboten noch viel länger zu bleiben und mir so die Entscheidung nicht wirklich leichter gemacht, doch trotz all dem habe ich mich ohne lange zu überlegen für die WG mit Sandra entschieden. Man kann nicht stehen bleiben, nur weil gerade alles einfach und angenehm ist. Dafür bin ich nicht hier. Ich bin hier um mich weiterzuentwickeln und da kommt die erste eigene Wohnung doch mehr als gelegen. Die Zeit bei Freddy war super um mich langsam an die neue Stadt, neue Sprache, neue Menschen, neue Welt zu gewöhnen, jetzt geht’s richtig los!!!

Ich wohne zusammen mit Sandra (30 Jahre alt, auch wenn sie seit 5Jahren hartnäckig ihren 25. Geburtstag feiert) in Villatina. Das ist ein Barrio (Stadtteil) im Norden Medellins. Der Ruf dieses Barrios ist mehr als schlecht, da es eine sehr „bewegte“ Vergangenheit hat. Früher gehörten hier Bandenkriminalität und Polizeigewalt zum Alltag. Das hat sich zum Glück geändert, dennoch erschrecken immer noch die meisten Kolumbianer, wenn ich ihnen meine Adresse nenne, was mich anfangs sehr verunsicherte. Doch bisher ist mir nichts Negatives hier aufgefallen und ich denke, wenn ich nicht all zu leichtsinnig und unvorsichtig bin, lebe ich hier genauso sicher wie in jeden anderen Teil Medellins.

Das Zusammenleben mit Sandra klappt sehr gut und ich verstehe mich auch super mit den Nachbarn, die viel einfach zum knutschen sind – was will man denn mehr?! Auch dass ich jetzt ein eigenes Zimmer habe ist mir sehr wichtig, denn meine Privatsphäre ist etwas, was ich nur sehr ungerne aufgeben würde (auch wenn das Zimmer noch eine Durchreiche zum Wohnzimmer hat XD). Auch dass ich dieses Zimmer selbst einrichten kann, hilft mich hier anzukommen, da man sich jetzt sein eigenes kleines Reich schaffen kann. Die Wand mit Bildern tapeziert, von den Leuten, die ich schon ab und zu (ein klitze kleines bisschen und nur in den äußersten Ausnahmen =P) vermisse. Was auch noch sehr positiv ist: Sandra kann nicht kochen. Auf den ersten Blick scheint das zwar ein riesen Nachteil zu sein, wenn man meine Kochkünste (ja, die, die mich kennen fragen sich jetzt schon: „Welche Kochkünste????“) kennt. Aber ich sehe das als Chance kochen zu lernen, denn ich liebe es zu essen und wenn ich hunger habe und keinen der für mich ein 5Gänge Menü zaubert, werde ich halt selber zu Harry Potter und zauber mir was. Ich schaffe schon eine super lecker Tomatensoße und mehrere andere Leckerbissen.

Was das Essen angeht, ist Kolumbien wirklich ein Traum für jeden Vielfraß. Erst einmal essen die Kolumbianer schon von Natur aus viel, auch wenn das nichts gegen meine Essgewohnheit ist, und sie essen IMMER warm. Zuerst dachte ich, ich könnte mich niemals daran gewöhnen…aber es hat ganze 3 Tage gedauert, bis ich mich morgens schon nach einem heißen Arepa (Maisbrot) mit Rührei, Tomaten und Zwiebeln gefreut habe. Ja, Tomaten! Eine Erkenntnis die mir dieses Jahr schon gebracht hat ist, dass Tomaten wirklich lecker sind. 19Jahr in Deutschland habe ich mich strickt geweigert das einzusehen, aber 3Wochen Kolumbien und SCHWUPP: der Sascha mag Tomaten. Eine auch sehr schöne „Tradition“ hier sind die Jugos (Säfte), die immer frisch im Mixer zubereitet werden und jeden HohesC-Saft alt aussehen lassen.

Vor ein paar Tagen war ich mit Sandra und Nana (aus Berlin, die einen Monat mit dem RED zusammengearbeitet hat, und im Moment im Flieger zurück nach Deutschland ist) auf dem Plaza Minorista. Das ist ein riesiger Markt – nein FALSCH: es ist eigentlich ein eigenes Land – auf dem man alles kaufen kann, was man zum Kochen braucht. Hier gibt es Früchte, die nicht mal erfahrene kolumbianische Hausfrauen (z.B. Freddy Mama) kennen, geschweige denn unerfahrene, kleine deutsche Freiwillige. Ich bin nur noch mit offenem Mund hinter Sandra und Nana her gerannt und habe mich darauf gefreut hier später alleine einkaufen zu gehen und mich mit jedem Händler über die verschiedenen Früchte und deren Zubereitung unterhalten zu können. Damit warte ich aber noch ein, zwei Monate, bis mein Spanisch gut genug ist. Doch ich kann sagen, dass ich langsam immer und immer besser werde. Das einzige Problem was ich noch habe sind die Besprechungen im RED, wo man im Kreis sitzt und über soziale Probleme, Menschenrechte, Kommunikationswege, Militärdienst und ethische Grundsätze redet – da habe ich leider noch keine Schnitte und verliere schnell den Faden.

Wie ihr sicher gemerkt habt, habe ich bisher kaum über meine Arbeit im RED geschrieben. Das liegt daran, dass ich hier noch nicht wirklich gearbeitet habe. Bisher habe ich nur viele Leute kennen gelernt, war auf mehreren Konferenzen und habe Spanisch gelernt, aber für das RED gearbeitet habe ich noch nicht wirklich. Aber das wird sich dieses Wochenende ändern, wo ich mit Tama (ein super hyperaktives aber auch schnuckliges Mädchen vom RED) eine Kindergruppe leiten werden. Aber dazu kommt dann beim nächsten Blogeintrag mehr, wenn ich diese Herausforderung mehr oder weniger gemeistert habe.

Jetzt kommt noch ein kurzer NewsFlash, da sonst dieser Blogeintrag wirklich zu lang wird und das will ich euch nicht zumuten! Ich will ja, dass zumindest ein paar Leute meine Artikel wirklich auch zu Ende lesen:

1. Letzten Samstag war ein Rock/Punk/HipHop-Konzert/Party im RED, mit der heftigsten Pogo, die ich bisher miterleben durfte – habe immer noch blaue Flecke – es war HERRLISCH!

2. Am Sonntag war ich bei Freddys Bruder zum Essen eingeladen und habe ein Reagge Konzert, ein riesen Symphonieorchester, das auf der Straße „Wagner“ gespielt hat und einen Platz voller wissenschaftlicher Figuren gesehen – Medellin ist eine super schöne Stadt (teilweise jedenfals)


So ich denke das reicht! Ich werde jetzt schlafen gehen, denn einen ganzen Tag sich zu konzentrieren zu müssen, wenn einer etwas sagt, damit man was versteht, schlaucht ganz schön!!!

Buenas Noches!