Dienstag, 15. September 2009

Caramanta, Carrusel, Cauca, Sport, mein erstes Mal und viel viel Farbe

Die Überschrift lässt es ja schon vermuten: ich habe (mal wieder) viel zu berichten! So ist das hier in Kolumbien, jeden Tag erlebe ich etwas neues und lerne viel dazu – da wünscht man sich manchmal (aber wirklich nur manchmal) das ruhige, beschauliche Leben im guten, alten, spießigen D’tschlaaand zurück! Also, jetzt verschwende ich mal keine Zeit mehr mit sinnlosem Einleitungsgefasel und fange einfach an euch meine Erlebnisse um die Ohren (bzw Augen) zu hauen – aufi geht‘s:

Am Freitag dem 04.09 ging es um gemütliche und angenehme 5:00 Uhr MORGENS los nach Caramanta. Caramanta ist ein kleines, ruhiges und wunderschönes Dorf ca. 3h Busfahrt von Medellin entfernt. Dort habe ich mit meiner Chefin (Paula) und Mauricio vom RED eine Partnerorganisation vom RED besucht. Ich habe wieder viele neue ( und mal wieder super nette) Leute kennen gelernt und habe erfahren, dass Deutschland, was soziale Arbeit in Kolumbien angeht relativ aktiv ist. Zum Beispiel kooperiert eine Organisation von Caramanta mit zwei deutschen Ministerien – da kann man doch ruhig stolz auf sein Land sein. Überhaupt sind hier alle sehr gut auf Deutschland zu sprechen. Jedenfalls die, die wissen, dass Hitler tot ist (nein, das wissen nicht alle!!!). Übernachtet haben wir drei in einem alten Haus das so gerochen hat, wie die Häuser in diesen Freilichtmuseen (die ich überhaupt nicht leiden kann).

Am Samstag ging es dann zurück zum RED, wo eine große Aktion für die Familienangehörigen vom RED stattfand. Ich hatte die Aufgabe mich um die kleineren Kinder (6-12Jahre) zu kümmern, und das hat auch echt super geklappt, auch wenn ich froh war kein Gruppenspiel selber anleiten zu müssen, denn einer kreischenden Kindermeute ist mein Spanisch leider noch nicht gewachsen. Die Erwachsenen wurden über die Aktionen vom RED informiert und spielten auch Gruppenspiele. Leider habe ich davon nichts mitbekommen. Später wurde dann mit allen zusammen BINGO gespielt und alle fieberten kräftig mit: Wenn eine Zahl genannt wurde, die man hatte wurde aufgesprungen und los geschrien vor Freude. Ich will gar nicht erst versuchen zu beschreiben was passierte, wenn jemand wirklich „Bingo“ (also alle Zahlen) hatte – aber es war amüsant!! Danach ging dann die Party (Fiesta) los und es wurde viel getanzt und auch ich habe mich auf die Tanzfläche gequetscht und das Tanzbein geschwungen. Auch wenn ich neben den leidenschaftlich tanzenden Kolumbianern wahrscheinlich aussah wie halt so ein verkrampfter Europäer beim Salsa tanzen aussieht – ehr bescheiden. Aber alle haben ganz artig gesagt, ich würde gut tanzen und schnell lernen…ja anscheinend haben die das mit der Ironie auch hier drauf! Um 5Uhr am nächsten morgen war ich dann auch endlich wieder in MEINER Wohnung (ja, ich bin immer noch sehr glücklich in meiner WG und finds richtig geil eine eigene Bude zu haben!).

Am Sonntag war ich mit Sandra im botanischen Garten von Medellin (Jardin botanico). Dort war eine Art riesiger Basar, wo einmal im Jahr sich sämtliche sozialen Organisationen zusammenkommen und ihre Stände aufbauen und Aktionen starten….es war sehr beeindruckend. Ich hatte quasi frei und bin mit Sandra nur über den Basar geschlendert - wunderbar!!

Am nächsten Montag habe ich dann endlich das gemacht, was ich die Zeit hier wirklich vermisst habe: SPORT!!! – es war höchste Zeit. Fast zwei Monate ohne Sport, das war zu viel für mich! Also haben Sandra und ich uns ganz sportlich angezogen und sind ins 10m entfernte Fitnessstudio gegangen. Ich war etwas skeptisch, weil ich überhaupt nicht wusste was mich erwartete. Aber ich wurde mehr als positiv überrascht, klar es ist klein und die Geräte sind mit nicht deutscher Standard, aber der Preis ist es auch nicht: 8€ pro Monat. Mein Trainer (Juan) ist super nett und sieht mich, glaub ich, als sein Projekt an, denn an mir kann er ja wirklich noch arbeiten! Dem entsprechend werde ich da richtig rangenommen und nach dem ersten Tag hatte ich 3Tage (!!) Muskelkater! Später am Tag war ich noch beim Frisör, da ich langsam aussah wie ein Buschmann! Und für überteuerte und unverschämte 1,20€ (diese Kolumbianer zocken einen schon ziemlich ab!!) bekam ich einen schicken Schnitt, mit dem ich auch wirklich zufrieden bin.

Vom Mittwoch auf Sonntag war ich mit dem RED im Cauca. Dort haben wir mit einer großen Gruppe (ca.70 Personen), die aus verschiedenen sozialen Organisationen bestand, uns mit den Indianern (Indigena) der Region beschäftig. Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt und in verschiedene Gebiet geschickt und per Bus ging es dann los. Aber nicht IM Bus. NEIN! AUF dem Bus saß ich und hielt nach Ästen oder Stromleitungen Ausschau, die gerne mal Tief über der Straße hingen. In Los Andes (das Gebiet, für das meine Gruppe eingeteilt worden war)angekommen, sind wir dann durch den (Ur-)Wald gestreift. Mit Machete und allem was dazugehört – HAMMER!! Diese abenteuerliche Wanderung war nötig, damit wir zu den Lehmhäusern der Indianer kamen, die oft weit auseinander lagen. Dort haben wir dann mit den Bewohnern gesprochen und ihnen viele Fragen gestellt, damit wir ein realistisches Bild über die Situation der Indianer bekommen konnten. Es war sehr interessant, da ich vorher noch kaum etwas über die Indianer in Kolumbien wusste.

Jetzt zu meinem „ersten Mal“ das ich in meiner Überschrift so reißerisch und zweideutig angekündigt habe. Damit komme ich erst jetzt an, damit ihr diesen überlangen Artikel auch zu Ende lest, denn eigentlich interessiert euch doch nur was ich damit meine, oder? Ich kenn doch meine Pappeneimer! Im Cauca wurde ich nämlich zum ersten Mal beklaut – mein Handy (oder vielmehr das vom Helmut – „Tschuldigung!“ an dieser Stelle!) ist weg. Ich hatte es in meinem Rucksack im Bus und als ich es später gesucht habe, war es weg und unauffindbar. Man muss hier nun einmal viel mehr auf seien Sachen aufpassen als in Deutschland. Auch eine wichtige Lektion die ich hier gelernt habe und noch verinnerlichen muss.

Gestern haben wir das gesamte RED neu gestrichen, laut Musik gehört und beim gemeinsamen arbeiten ein Bier getrunken. Es war super viel Arbeit und hat richtig Spaß gemacht! Und, es ist richtig schick geworden, auch wenn ich sagen muss, dass mir die Graffitis vorher besser gefallen haben. Aber ich wurde direkt beruhig und mir wurde versichert, dass bald neue Graffitis kommen würden.

So das wars auch schon („schon“ wo ist der Fehler?!). Ich werde mir jetzt etwas zu essen zaubern, denn meine Kochkünste wachsen mit jeden Tag!

Hasta Luego (das heißt „bis später“ – damit ich nicht der einzige bin, der hier war lernt)!

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