Mittwoch, 2. September 2009

Umzug!!!

Hey, liebe Leser und Leserinnen, Freunde, Verwandte, Liebhaber(innen) (man kann ja nie wissen^^) und alle Andern, die sich auf diese Seite verirrt haben, es gibt Neuigkeiten!!

ICH BIN UMGEZOGEN

Und zwar in meine erste WG! Das heißt: mehr Verantwortung, mehr Aufgaben, mehr Eigenständigkeit, mehr neues Leben. Ich hatte ein wenig Angst vor diesem Schritt. Zum Einen, da es meine erste eigene Wohnung ist und das entspannte Familienleben endgültig vorbei ist. Zum Anderen, da ich mich gerade erst wirklich in meine Gastfamilie eingelebt habe und mich dort sicher und geborgen sah. Gerade fühlte ich mich in der neuen Umgebung richtig wohl und langsam sogar etwas heimisch, schon wechselte diese wieder. Freddys Familie hat mir zwar Angeboten noch viel länger zu bleiben und mir so die Entscheidung nicht wirklich leichter gemacht, doch trotz all dem habe ich mich ohne lange zu überlegen für die WG mit Sandra entschieden. Man kann nicht stehen bleiben, nur weil gerade alles einfach und angenehm ist. Dafür bin ich nicht hier. Ich bin hier um mich weiterzuentwickeln und da kommt die erste eigene Wohnung doch mehr als gelegen. Die Zeit bei Freddy war super um mich langsam an die neue Stadt, neue Sprache, neue Menschen, neue Welt zu gewöhnen, jetzt geht’s richtig los!!!

Ich wohne zusammen mit Sandra (30 Jahre alt, auch wenn sie seit 5Jahren hartnäckig ihren 25. Geburtstag feiert) in Villatina. Das ist ein Barrio (Stadtteil) im Norden Medellins. Der Ruf dieses Barrios ist mehr als schlecht, da es eine sehr „bewegte“ Vergangenheit hat. Früher gehörten hier Bandenkriminalität und Polizeigewalt zum Alltag. Das hat sich zum Glück geändert, dennoch erschrecken immer noch die meisten Kolumbianer, wenn ich ihnen meine Adresse nenne, was mich anfangs sehr verunsicherte. Doch bisher ist mir nichts Negatives hier aufgefallen und ich denke, wenn ich nicht all zu leichtsinnig und unvorsichtig bin, lebe ich hier genauso sicher wie in jeden anderen Teil Medellins.

Das Zusammenleben mit Sandra klappt sehr gut und ich verstehe mich auch super mit den Nachbarn, die viel einfach zum knutschen sind – was will man denn mehr?! Auch dass ich jetzt ein eigenes Zimmer habe ist mir sehr wichtig, denn meine Privatsphäre ist etwas, was ich nur sehr ungerne aufgeben würde (auch wenn das Zimmer noch eine Durchreiche zum Wohnzimmer hat XD). Auch dass ich dieses Zimmer selbst einrichten kann, hilft mich hier anzukommen, da man sich jetzt sein eigenes kleines Reich schaffen kann. Die Wand mit Bildern tapeziert, von den Leuten, die ich schon ab und zu (ein klitze kleines bisschen und nur in den äußersten Ausnahmen =P) vermisse. Was auch noch sehr positiv ist: Sandra kann nicht kochen. Auf den ersten Blick scheint das zwar ein riesen Nachteil zu sein, wenn man meine Kochkünste (ja, die, die mich kennen fragen sich jetzt schon: „Welche Kochkünste????“) kennt. Aber ich sehe das als Chance kochen zu lernen, denn ich liebe es zu essen und wenn ich hunger habe und keinen der für mich ein 5Gänge Menü zaubert, werde ich halt selber zu Harry Potter und zauber mir was. Ich schaffe schon eine super lecker Tomatensoße und mehrere andere Leckerbissen.

Was das Essen angeht, ist Kolumbien wirklich ein Traum für jeden Vielfraß. Erst einmal essen die Kolumbianer schon von Natur aus viel, auch wenn das nichts gegen meine Essgewohnheit ist, und sie essen IMMER warm. Zuerst dachte ich, ich könnte mich niemals daran gewöhnen…aber es hat ganze 3 Tage gedauert, bis ich mich morgens schon nach einem heißen Arepa (Maisbrot) mit Rührei, Tomaten und Zwiebeln gefreut habe. Ja, Tomaten! Eine Erkenntnis die mir dieses Jahr schon gebracht hat ist, dass Tomaten wirklich lecker sind. 19Jahr in Deutschland habe ich mich strickt geweigert das einzusehen, aber 3Wochen Kolumbien und SCHWUPP: der Sascha mag Tomaten. Eine auch sehr schöne „Tradition“ hier sind die Jugos (Säfte), die immer frisch im Mixer zubereitet werden und jeden HohesC-Saft alt aussehen lassen.

Vor ein paar Tagen war ich mit Sandra und Nana (aus Berlin, die einen Monat mit dem RED zusammengearbeitet hat, und im Moment im Flieger zurück nach Deutschland ist) auf dem Plaza Minorista. Das ist ein riesiger Markt – nein FALSCH: es ist eigentlich ein eigenes Land – auf dem man alles kaufen kann, was man zum Kochen braucht. Hier gibt es Früchte, die nicht mal erfahrene kolumbianische Hausfrauen (z.B. Freddy Mama) kennen, geschweige denn unerfahrene, kleine deutsche Freiwillige. Ich bin nur noch mit offenem Mund hinter Sandra und Nana her gerannt und habe mich darauf gefreut hier später alleine einkaufen zu gehen und mich mit jedem Händler über die verschiedenen Früchte und deren Zubereitung unterhalten zu können. Damit warte ich aber noch ein, zwei Monate, bis mein Spanisch gut genug ist. Doch ich kann sagen, dass ich langsam immer und immer besser werde. Das einzige Problem was ich noch habe sind die Besprechungen im RED, wo man im Kreis sitzt und über soziale Probleme, Menschenrechte, Kommunikationswege, Militärdienst und ethische Grundsätze redet – da habe ich leider noch keine Schnitte und verliere schnell den Faden.

Wie ihr sicher gemerkt habt, habe ich bisher kaum über meine Arbeit im RED geschrieben. Das liegt daran, dass ich hier noch nicht wirklich gearbeitet habe. Bisher habe ich nur viele Leute kennen gelernt, war auf mehreren Konferenzen und habe Spanisch gelernt, aber für das RED gearbeitet habe ich noch nicht wirklich. Aber das wird sich dieses Wochenende ändern, wo ich mit Tama (ein super hyperaktives aber auch schnuckliges Mädchen vom RED) eine Kindergruppe leiten werden. Aber dazu kommt dann beim nächsten Blogeintrag mehr, wenn ich diese Herausforderung mehr oder weniger gemeistert habe.

Jetzt kommt noch ein kurzer NewsFlash, da sonst dieser Blogeintrag wirklich zu lang wird und das will ich euch nicht zumuten! Ich will ja, dass zumindest ein paar Leute meine Artikel wirklich auch zu Ende lesen:

1. Letzten Samstag war ein Rock/Punk/HipHop-Konzert/Party im RED, mit der heftigsten Pogo, die ich bisher miterleben durfte – habe immer noch blaue Flecke – es war HERRLISCH!

2. Am Sonntag war ich bei Freddys Bruder zum Essen eingeladen und habe ein Reagge Konzert, ein riesen Symphonieorchester, das auf der Straße „Wagner“ gespielt hat und einen Platz voller wissenschaftlicher Figuren gesehen – Medellin ist eine super schöne Stadt (teilweise jedenfals)


So ich denke das reicht! Ich werde jetzt schlafen gehen, denn einen ganzen Tag sich zu konzentrieren zu müssen, wenn einer etwas sagt, damit man was versteht, schlaucht ganz schön!!!

Buenas Noches!

1 Kommentar:

  1. Hört sich alles super an. Interessant ist natürlich, dass Du jetzt TOMATEN isst! Hallo?! Ich kann es nicht glauben. Und dann will mein Sohn auch noch kochen lernen?! Ich hoffe, ich erkenne Dich wieder, wenn Du wieder in Good old Germany bist...:-)
    Weiterhin toi, toi, toi
    Deine Papa

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